Vor genau einem Jahr
entschied ich, aus meinem Dreitagebart einen Vollbart zu machen.
Anfangs war jeder Millimeter mehr irgendwie fremd. Man lässt sich
gehen, denken viele. Doch so fühlt es sich anfangs auch wirklich an.
Nach etwa drei Monaten
hatte ich dann den Vollbart, der es sein sollte. Ziel erreicht.
Überraschenderweise haben sich andere Menschen jedoch mehr mit
meinem Bart beschäftigt als ich. Ob ich zum Islam konvertiert sei,
eine Wette verloren hätte oder ich mich erst wieder rasieren wollte,
wenn der Hamburger SV ein Spiel gewinnt.
Ein Vollbart polarisiert
irgendwie. Passt also zu mir. Die einen bewundern, die anderen
verurteilen. Komischerweise waren die größten Hater solche, die den
Bartwuchs eines Neugeborenen haben. Aber da ich nicht weiß, wie man
Missgunst schreibt, führe ich hier nicht weiter aus. Gerade beim
Fußball war der Bart bei unterlegenen Gegenspielern oft ein
Zielobjekt. Wenn ich dann antwortete, dass ich auch mal so einen Bart
wie seine Mutter haben wollte, war recht schnell Ruhe. Zuspruch habe
ich viel bekommen. Wildfremde Menschen sprachen mich auf der Straße
an, wie toll doch der Bart sei. Männlich und weiblich.
Unterschiedlichsten Alters.
Ein Bart sieht schnell
ungepflegt aus, wenn man ihn nicht entsprechend bearbeitet. So
schnitt ich ihn dann immer mit einem Bartschneider auf 4,2
Zentimeter, kämmte ihn nach dem Duschen und zwirbelte den
Schnurrbart, sodass ich mich ein wenig von den 0815-Bärten abheben
und den Salafisten distanzieren konnte. Dabei half mir auch die echt bayerische Bartwichse Brother's Love, die meinem Schnurrbart stets einen festen Halt garantierte.
Bilder mit einer Canon Powershot N (Kreativmodus) |
Nach einem Jahr hatte ich
nun erstmal genug vom vollen Bart. Ihn gestern abzuschneiden war
befreiend. Auch für meine Freundin, welche zu denjenigen gehört,
die Bärte nicht mag. Frauen sind da sehr unterschiedlich.
Ohne Bart ist es jetzt
erstmal sehr kalt an der Haut. Beim Essen muss ich nicht ständig
mehr auf meinen Bart Rücksicht nehmen. Man lernt das mit der Zeit,
gewöhnt sich ja an alles. Nach dem Duschen kein Trocknen mehr. Die
Zeit mit Vollbart war schon cool und interessant, allein was für
wahnsinnig unterschiedliches Feedback ich bekommen habe, wie Menschen
denken und was ein Bart auslösen kann.
Es kam nun einfach der
Zeitpunkt, an dem ich meinen Bart nicht mehr sehen konnte. Nun ist er
ab. Er wird sicher wiederkommen. In welcher Form auch immer.
Abschließend kann ich sagen, dass man mit Vollbart für männlicher
gehalten wird, aber auch böser, älter, stärker, aber in jedem Fall
markanter. Bartlos durch die Nacht. Und den Tag. Heißt es nun. Für
mich hat sich allerdings nichts geändert. Ich fühle mich genauso
männlich wie immer. Doch wie oft mein Bart schon ein Opener war, ist
unglaublich.
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Foto mit einer Canon Powershot N (Kreativmodus) |
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Foto mit einer Canon Powershot N (Kreativmodus) |
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Foto mit einer Canon Powershot N (Kreativmodus) |
Wie steht ihr zu Bärten?
Derzeit tanzt man ja schon fast aus der Reihe, wenn man keinen trägt. Der Bart liegt voll im Trend. Was hab ihr für Erfahrungen gemacht, welche Bartvariante bevorzugt ihr?
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